Der Winter hat eine ganz besondere Qualität des Rückzugs und der Reduktion. Die Tage werden kürzer, das Licht sanfter, die Bäume kahler, die Natur leiser. Tiere ziehen sich zurück in Höhlen, Nester, verborgene Zufluchten. Der Saft der Pflanzen kehrt ins Verborgene zurück, sinkt still in ihr Innerstes, wo das Leben bewahrt und neu geformt wird. Es ist eine Zeit des WENIGER – des Stillwerdens und des Sich-Einlassens auf den Rhythmus des Winters.

Sie lädt uns mit jedem langsam werdenden Atemzug dazu ein, diesem Ruf zu folgen. 
Uns einzukuscheln in unsere wahre Natur – In die Stille, die uns umgibt.
WENIGER zu tun. WENIGER zu wollen. WENIGER zu besitzen.
Mehr Raum für das Wesentliche zu schaffen – für das, was in uns lebt und uns nährt.


Doch wir Menschen fühlen diese Einladung nicht mehr!
Denn wir streben in dieser Zeit nach MEHR – mehr Essen, mehr Geschenke, mehr Arbeit. 
Wir füllen die Stille mit Lärm:
Statt innezuhalten, hetzen wir schneller. 
Statt Ruhe zu finden, verlieren wir uns im Außen. 
Eine Zeit, die uns nähren und unsere Verbindungen stärken sollte, erschöpft uns. 

Eine schmerzvolle Erkenntnis – wie sehr wir Menschen gegen unsere eigene Natur leben. 
Wir ertrinken im Lärm der Gesellschaft, lassen uns von der Hektik des Weihnachtstrubels verschlingen.
Und entfernen uns immer weiter von dem, was uns wirklich nährt und was uns wirklich erfüllt.

Doch ist es in dieser Welt noch möglich, dem Ruf des Winters zu lauschen? 
Uns aus den Fesseln der gesellschaftlichen Erwartungen zu befreien? 
Still zu werden und uns in das weiche, schützende Nest unserer Essenz zu hüllen?

In der heutigen Zeit sind wir angehalten, diese Winterzeit-Qualitäten in uns zu fühlen und zu nähren.
Ein kurzer tiefer Atemzug. Ein strahlendes Lächeln. Eine berührende Melodie. Eine liebevolle Umarmung. Einfach die Hektik des äußeren Lebens für einen kurzen Moment loszulassen. 
Egal wie Laut das Außen gerade nach uns schreit und uns weg aus dieser Verbindung bringen möchte. 
Es ist das Halten zu unserer eigenen Stille – das behutsame Einkuscheln in unsere wahre Natur. 
Das Zulassen von Ruhe und das bewusste Innehalten.
Die Balance zwischen äußeren Anforderungen und innerer Einkehr.

Eine Antwort

  1. Ja! Da sprichst du mir aus der Seele. Die Winterzeit, vor allem aber die Weihnachtszeit, ist alles andere als Rückzug. Jedes Jahr nehme ich mir aufs Neue vor, die Raunächte zu bewusst zu durchleben – jedes Jahr aufs Neue scheitere ich. Es ist bei uns einfach immer so viel los…Hoffentlich schaffe ich es einmal.

    Jedenfalls vielen Dank für diese Worte!
    LG Sandra

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